Feedback geben oder: Wissen ≠ Können
Ein persönliches Erlebnis:
Ich saß auf Wunsch der Geschäftsführung als „interne Beobachterin“ in einem Training, das ein externer Trainer für unsere Gruppe durchführte. Der Trainer setzte stark auf praktische Übungen und bat die Gruppe, sich gegenseitig Feedback zu geben. Auf seine Frage, „wie vertraut seid ihr mit Feedback?“, antworteten die Teilnehmenden selbstbewusst: „Das hatten wir erst kürzlich in einem Seminar, kein Problem!“
Der Trainer war optimistisch und startete die erste Feedbackrunde. Doch das Feedback klang so: „Du warst total unsicher.“, „Ich hab gemerkt, dass Du unbedingt die Zeitvorgabe einhalten wolltest.“, „Du musst Dich besser vorbereiten.“
Tja, Wissen und Können sind eben zwei verschiedene Dinge, gell?
Doch was lief schief?
- Du- statt Ich-Formulierungen.
- Urteile statt Beobachtungen: Gefühle und Absichten sind nicht sichtbar – erinnert Euch ans Eisberg-Modell.
- Klare Ansagen statt Empfehlungen: „Du musst…“ statt „Vielleicht könntest Du…“
Die Umsetzung von Feedbackregeln klingt einfach, gleichzeitig ist es in der Praxis eine Herausforderung. Ohne diszipliniertes Üben im Alltag wird man kein Feedback-Profi. Schade, gell?
Ein Vorschlag zum Üben:
- Bildet 3er-Teams: Zwei Personen geben sich wechselseitig Feedback, die dritte beobachtet und gibt Hinweise, z.B. auf Du-Formulierungen oder unklare Beobachtungen.
- Probiert verschiedene Formulierungen aus und reflektiert deren Wirkung.
- Wechselt die Rollen durch, damit jede/r aus allen Perspektiven lernen kann.
- Bleibt dran: Übt mindestens 8 Wochen ohne Pause, so dass es selbstverständlich wird
Tipp: Unterstützt Euch gegenseitig beim Lernen, das macht es leichter.
Und wenn Dir jemand im Alltag eine Behauptung wie „Du warst total unsicher“ entgegenwirft, frag nach: „Was genau hast Du gesehen, das Du als Unsicherheit gedeutet hast?“
So bekommst Du klare Hinweise für Deine Weiterentwicklung – und Dein Gegenüber ebenso.
Viel Spaß beim Umsetzen!